Bersenbrück. Auch für die Oberliga-Fußballer des TuS Bersenbrück ruht wegen der Corona-Krise vorerst bis zum 19. April 2020 der Spiel- und Trainingsbetrieb. Die Spieler halten sich mit Individualeinheiten fit und Vorstandsmitglied Vincent Cuylits appelliert an die Solidargemeinschaft.

„Fußball hat in diesen Tagen einfach keine Bedeutung. Wichtig ist, dass Betriebe und Vereine nicht pleitegehen. Das ist vielleicht die größte Rezession in der Geschichte der Bundesrepublik“, sagt Cuylits und betont, dass sich der TuS in keiner existenziell bedrohlichen Situation befinde. Mitgliedsbeiträge und Sponsoreneinnahmen als Ressource für die Gehälter der Oberliga-Mannschaft bleiben zunächst erhalten. Auch auf Cuylits‘ Engagement beim TuS habe die Krise keine Auswirkungen.

Jubiläumsveranstaltungen sind abgesagt

„Wir müssen nun als Solidargemeinschaft auftreten und dürfen keine Panik aufkommen lassen, die zu einer Kettenreaktion führen könnte“, so Cuylits. Der TuS wolle zudem alle Ausgaben prüfen. Finanzielle Aufwände, etwa für Busse oder Schiedsrichter, fallen zurzeit nicht an. Auch die Jubiläumsveranstaltungen zum 125-jährigen Vereinsbestehen wurden abgesagt.

Dass der TuS in dieser schwierigen Phase zusammenrückt, zeigt auch die Positionierung des Mannschaftsrates hinsichtlich der Spielergehälter, wie Kapitän Marc Flottemesch bestätigt: „Wir haben im Rat alle Verständnis dafür, wenn es mit den Zahlungen in der Form erstmal nicht weitergeht. Wie genau, muss man besprechen. Fakt ist, dass wir momentan den Aufwand nicht haben.“

Wöchentliche Trainingspläne

Beim TuS sind derzeit alle Sportstätten geschlossen. Die Spieler halten sich mit individuellen Einheiten fit. Wöchentlich verschickt Trainer Farhat Dahech Trainingspläne, um bei einer potenziellen schnellen Wiederaufnahme des Spielbetriebs bereit zu sein. „Die Pläne beinhalten vor allem laufen und kräftigen, anders geht das auch nicht“, sagt Flottemesch, „wir haben viel diskutiert und spekuliert in der Mannschaft. Aus Spielersicht will man natürlich schnell wieder auf den Platz, aber das muss man derzeit einfach hintenanstellen.“

Dahech ist für Abbruch

Spannend bleibt auch, wie es mit dem laufenden Spielbetrieb weitergeht – nicht nur in der Oberliga. Dahech hält einen Abbruch für die beste Lösung. Die momentanen ersten Beiden in der Tabelle, VfV Hildesheim und Atlas Delmenhorst, sollten in die Regionalliga aufsteigen. Absteiger sollte es seiner Meinung nach nicht geben. „Das wäre fair. Die nächste Saison wird dann ein bisschen härter, aber niemand wäre benachteiligt“, erklärt Dahech.

Anders sieht dies Flottemesch, der eine zusätzliche Aufstockung für problematisch hält: „Vor dieser Saison wurde ja schon von 16 auf 18 Mannschaften erhöht. Viele Teams hätten jetzt schon genug Stress mit Nachholspielen. Das würde nur zu mehr Chaos führen.“ Der Kapitän findet es schwierig eine faire Lösung zu finden und appelliert an das Verständnis, dass alle Beteiligte der Entscheidung des Verbandes entgegenbringen sollten, wie auch immer diese aussehen mag.

Der Kader steht

Die Kaderplanung beim TuS für die kommende Saison wird von der Corona-Krise nur in geringem Ausmaß beeinflusst. Wie Dahech erklärt, stehe der Kader zu 95 Prozent. Der TuS habe von der überraschenden Abwanderung dreier Leistungsträger im Sommer gelernt und sich früh mit der Planung beschäftigt.

Schon jetzt dürfte diese Spielzeit in die Vereinsgeschichte eingehen. Beginnend mit den personellen Paukenschlägen im Sommer zogen sich die Kuriositäten fort. Zum Ende der Hinrunde sorgte das Torwart-Problem dafür, dass mit Max Tolischus und David Leinweber zwei Feldspieler im Tor aushelfen mussten. Zu Jahresbeginn fielen fast alle Spiele witterungsbedingt aus. Nun ruht der gesamte Spielbetrieb auf unbestimmte Zeit. „Ich kenne den TuS nur so“, scherzt Dahech, „aber wir haben das immer hinbekommen.“

All den Diskussionen rund um den TuS Bersenbrück und die Oberliga liegt eine theoretische, spekulative Natur zugrunde. Nicht nur der Amateurfußball ist vom weiteren Verlauf der Krise abhängig. „Wie können wir wissen, wie es weitergeht, wenn es nicht mal die DFL kann?“, so Cuylits. Mit seiner gewohnt stoischen Art blickt Dahech positiv nach vorne: „Der Fußball ist nicht für immer weg, er kommt wieder.“

Text Daniel Bressler

 

Appelliert an Zusammenhalt: Vincent Cuylits. Foto Reinhard Rehkamp